Internationale Poetry-Biennale  -  Filmfestival  -  Salon  -  Netzwerk



___Festival spezial 2017________________________________

Brigitte Struzyk
(D)
Dienstag, 7. November, 15.45 Uhr
Villa Concordia

1946 in Thüringen geboren, lebt heute in Berlin.
Erste Gedichte in Zeitschriften ab 1973 veröffentlicht.

1978 „Poesiealbum“, Gedichte
1984 „Leben auf der Kippe“, Gedichte
1988 „Caroline unterm Freiheitsbaum“, Prosa
1989 „Der wild gewordene Tag“, Gedichte     
1994 „In vollen Zügen“, Prosa
1995 „Rittersporn, Gedichte
2006 „Die Linde am Rhin“ Gedichte
2001 „Märzreise“, Gedichte
2011 „Alles offen“, Gedichte
2012 „Drachen über der Leninallee“, Prosa
2014 „beinander“, Gedichte

Nachdichtungen, Herausgaben, Zeitungsbeiträge, Ehrungen, Stipendien, Mitgliedschaften die Menge

Poesie ist für die Dichterin ein Lebensmittel.

2001/02 war Brigitte Struzyk Stipendiatin der Villa Concordia.

 

1946 – born in Thuringia (Thüringen), now living in Berlin.

1973 – first poems appeared in Magazines.
1978 – *Poesiealbum*, poems
1984 – „Leben auf der Kippe“ (life ont the tilt), poetry
1988 – „Caroline unterm Freiheitsbaum“ (Caroline under the liberty tree), prose
1989 – „Der wild gewordene Tag“ (the day that has gone wild), poetry
1994 – „In vollen Zügen“, Prosa (living to the full), poetry
1995 – „Rittersporn“ (larkspur), poetry
2006 -  “Die Linde am Rhin” (linden an Rhin), poetry
2007 -  “Märzreise”, (march travel), poetry
2011 – „Alles offen“, (all open), poetry
2012 – „Drachen über der Leninallee“ (kites over Leninallee), novel
2014 – „beinander“, poems

adaptations of poetry, editorships, newspaper articles
awards, fellowships, memberships in abundance

For a poet, poetry is food.

2001/02 Brigitte Struzyk was a fellow of the International House of Artists Villa Concordia.

Hans im Glück

wenn du dich getäuscht hast
Getauscht auch was du hattest              
Vielleicht die Leichtigkeit verloren      
Und nun den Batzen wieder schleppst
wenn goldne Kälber
am Wegesrand dich foppen
mit ihren Hoppgalopp  die jungen Pferde
dich gnadenlos im Regen stehen lassen
es  Pech nur regnet
Was?

in flagranti

komm, fass mich an – er macht die eine schulter frei
am ersten sonnentag im hain. ich lege meine hand dorthin
wo er sie haben wollte, liegt sie nun. er stöhnt.
wir haben uns noch nie zuvor gesehn, geschweige denn berührt. 
er nennt mich weiße hexe.
da lachen wir und gehen ein jedes wieder seiner wege.
es ist der frühling,  ja, es fehlten ihm zwei zähne

Unter all diesen Schatten streift sie umher
Für Helga Königsdorf

Also, ich habe nachgesehen
Es sind zweispurige Wesen
Wo hast du nachgesehen?
Im Computer.
Wer?
Die Götter

Die Vögel singen hier meine Lieder
Und das Wasser sucht sich seinen Weg
Der Gesetzgeber hat die Pflicht,
die Schwachen vor den Starken zu schützen,
so sagte schon Hamurapi.

Wertschätzung ist das Öl,
das die gegenseitige Reibung vermindert,
die Tatsachen gestützte Gefahrenprognose.
Ich weiß weder ein noch aus.
Wann kommt er,
der entscheidende Augenblick?
Wir reiten auf einem Lichtstrahl,
im Schatten
die sinkende Sonne des Seins.

Am Rande
(Die Kawenzmänner)

Die Vielgestalt des Gleichen-
die Verwandtschaft-
wandelt die Wand von Bäumen
am Rande zu einem Wald
Von Zweig zu Zweig das Grün
formt an den Zackenrändern Töne,
ja, sie betonen, was vom Himmel fällt,
vom Wind gehoben, ja vom Wind.
Der Regen treibt in jede Lücke Blei.

Die Vielgestalt des Gleichen-
die Verwandtschaft -
verflüchtigt sich im Unterholz.
Dürr und verkümmert krümmt es sich
unter dem strotzend Großen.
Braune Skelette gehen sich an die Stämme.
Hier fließt zusammen, was von oben kommt.
Es fördert die Verrottung die Verwandtschaft.

Die Vielgestalt des Gleichen-
die Verwandtschaft-
verdrängt die Schwachen, heißt sie sterben.
Doch oben in den Kronen thronen
die starken Äste unberührt
von all dem Weitverzweigten
der Verwandtschaft.
Sie wachsen angeregt noch höher,
so stark geworden über dem,
was unten welkt, verdorrt-
Verwandtschaft.

Die Vielgestalt des Gleichen
schafft Diverses.
Das schließt sich gegenseitig aus.
Die Eigenart befördert Wachstum.
Der Wipfel rauscht Behauptung.
Die Niedrigkeit am Fuße bleibts.
Sie trachtet kaum nach Leben,
selbst wenn, dann bei sich selbst.
Die Wurzeln aber-
die Verwandtschaft -
halten das Disparate fest zusammen
als Vielgestalt des Gleichen.
Ja, hast du nicht gesehen,
der Fuchs geht um….