Gunna Wendt

Franziska zu Reventlow – die anmutige Rebellin

Wie anders als unter dem Bild des Aufbruchs ließe sich über Franziska zu Reventlow sprechen. In der rigiden Welt des deutschen Kaiserreichs, in der die Männer ihre Ehre noch im Duell verteidigen und die Frauen „bleichsüchtige, spitzenklöppelnde, interesselose Geschöpfe“ sind, behauptet sich bereits die Heranwachsende als radikale Nonkonformistin. In der Münchner Boheme führt sie später ein Leben in Freiheit: ungebundene Liebe, erotische Abenteuer, eine freie Schriftstellerexistenz, Wohngemeinschaft, ein Kind ohne Vater. Sie gehört zu denen, die sich nicht begnügen und jedes Tabu brechen. Ihr Glücksanspruch ist geradezu maßlos: „Ich will überhaupt lauter Unmögliches, aber lieber will ich das wollen, als mich im Möglichen schön zurechtlegen“ – diese Maxime ist Bestandteil einer ebenso unkonventionellen wie anspruchsvollen Selbstinszenierung.

Lena Christ – die Glückssucherin

Für Lena Christ war das Schreiben eine Möglichkeit, die inneren und äußeren Reize und Bilder, die sie manchmal überfluteten, unter Kontrolle zu bekommen. Sie war hochsensibel, konnte ihre Gefühlsantennen nicht abschalten, den Aufnahmelevel nicht herabsetzen sondern war sozusagen „immer voll auf Empfang“. Ihrer übersteigerten Sensibilität war sie weitgehend ausgeliefert. Erst indem sie sich die Eindrücke beim Schreiben zunutze machte und sie selbst gestaltete, verloren sie an destruktiver Macht. Sie waren nicht länger die bestimmenden Elemente, sondern das Material, dem die Regisseurin einen Part zuwies.