Sabina Lorenz

Statusmeldung II

Schon wieder kamen große Gefühle auf. Inszenierungen des Begehrens, wichtiger als das Begehren selbst. Man schickt sie in die Welt hinaus, täglich aktualisiert, derselbe Film mit und ohne Schnee: No, I like you. Just like you are. Dies gilt es zu optimieren, wenn man sich verirrt, z.B. in Bielefeld (das es gar nicht gibt): Jetzt weiß ich’s – und ich will es! Friert das Bild ein. In Technicolor. Screenshot. Dann regnet es, und es regnet, und alles ist vergessen, nur nicht die Angst vor dem Hund auf der anderen Straßenseite mit dem ungestümen Hinkebein. (Für immer? Für ewig.) Man beobachte den Sendersuchlauf, da fliegen heut’ Nacht die Sternschnuppen, sagte sie, und schon brauste Applaus, doch der Himmel blieb bewölkt, die ganze Nacht.

Statusmeldung III

Was vor Augen liegt, verkehrt und wunderlich. Schnee
auf Brillengläsern. Aus Kanaldeckeln dampft der Atem
unterirdischer Riesen. Nicht freundlich, nicht feindlich.
Fächern sich die Konturen deiner Nachbarin. In Nässe
gesprochene Sätze, wie: Es ist kalt heute. So könnte
eine Matrjoschka entstehen. Mit der kleinsten Puppe
beginnend. Sie kassiere im Supermarkt. Wenn sie
nicht arbeitet, schläft sie, sucht ihren Traum. Kleine
Vögel, die sie nicht schützen kann. In Gedanken und
Namen schwirren sie im Raum, jeder ein Omen
im Schnabel. Kein Ort. Reflektierende Rückstände,
tags. Insgeheim wünscht sie sich ein Reservat, ein
Vogelschutzgebiet. Lacht in München kann man gut
ausgehen, ehe sie im Dampf verschwindet. Die ganze
Straße in kristallinen Tropfen rinnt. Auf den Dächern
versammeln sich Krähen. Schmieden Terrorpläne
gegen den Winter.