Gabriele Trinckler

touristen

sie folgen einem schirm und
scharen sich um ihn ihre nervös
klickenden linsen protokollieren
die sehenswürdige welt als fein
gepixelte anekdoten stapeln sie
eindrücke auf speicherkarten

unterwegs sind ihre köpfe froh
über die ausgelagerte verarbeitung
eifrig nickend lassen sie die lange
wanderung des knirpses nur nie
aus den augen damit sie nicht in
soho verloren gehen und auf der

straße enden vor noblen shops
zwischen piccadilly circus und
trafalger square schlafen viele
unbedachte in abgeschirmten
wellpappwäldern ohne sicheres
geleit zurück zum fluchtbus wo

man sich sicher wähnt vor fetten
schweinehälften und triefhäutigen
enten die in chinatown hinter glas
fritteusenrudel bilden um im namen
eines neongottes die reisschüssel
jedes reisenden zu annektieren

columbia road

zäh beugt sich die müde sonntags
masse unter den spießruten der
rosen eine schwülstige julisonne

entfesselt die farben ohne rücksicht
auf amy oder oslo wird gefeiert was
gärten und gewächshäuser hergeben

im sonderangebot drei stiele für zwei
pfund und ein ungeliebter topf gratis
dazu konkurrierende schreie

unterbieten sich gegenseitig mit
kaufen kaufen kaufen sonnenblumen
dahlien gladiolen orchideen für die

frau den mann die mutter den hund
die queen das grab kaufen kaufen
kaufen aus hundert mündern

von links von rechts die meisten mit
bartwuchs männer für wahr und ein
jeder weiß