Sabina Naef

das Blau vom Himmel kratzen
auf der Dachzinne
wo die Zeit steht
nur Vogelgezwitscher
und Wind

leichter Schwindel
sie schliesst die Augen
wie ein Seemann
im Platzregen
im Wetterleuchten
in einer Rauchpause

wenn der Blick schreiben könnte
dieses Rauschen des Windes
in den Bäumen
wenn das Schreiben blind genug wäre
für dieses sich aufbäumende
Rauschen

mit dem Sammeltaxi durch Satellitenstädte
im Café ertönt Vogelgezwitscher vom Band
ein Schmetterling auf ihrer Schulter
der nie davonfliegt
seine Kopfsprünge in den eiskalten Fluss
während der Verlängerungsstempel im Pass
trocknet

Postskriptum

auf die Strasse gestellte Möbel
halb blinde Spiegel
winzige Tassen
die Briefträgerin verliert kein Wort
Kaktusstacheln an den Fingern

 

(aus: Leichter Schwindel, Edition Korrespondenzen, Wien 2005)