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Schamrock-Salon 28 - Juni 2023


Monika Vasik - Rose Ausländer


Monika Vasik

geb. 1960 in Wien, Medizinstudium; Promotion 1986; seit 2015 freie Schriftstellerin

schreibt Lyrik, Kurzprosa, Essays, Rezensionen
Preise: u.a. Lise-Meitner-Literaturpreis 2003, Publikumspreis beim Feldkircher Lyrikpreis 2020

Mehrere Lyrikbände, zuletzt: Knochenblüten, Elif Verlag, Nettetal 2022

www.monikavasik.com

Rose Ausländer

geb. am 11.5.1901 als Rosalie Scherzer in eine jüdische Familie in Czernowitz (Österreich-Ungarn, heute Ukraine); gest. 3.1.1988 in Düsseldorf

Wegen der politischen Verwerfungen im 20. Jahrhundert und der Fürsorge für ihre kranke Mutter führte sie ein jahrelanges Wanderleben zwischen Czernowitz, Wien und den USA und ging verschiedensten Brotberufen nach. Mit 17 Jahren verfasste sie erste Gedichte. 1939 erschien ihr erster Lyrikband Der Regenbogen, erst 1965 ihr zweiter, Blinder Sommer (Bergland Verlag, Wien). Im selben Jahr übersiedelte sie von Wien nach Düsseldorf.

Sie war bis ins hohe Alter produktiv, verfasste etwa 3000 Gedichte sowie wenige Prosatexte und veröffentlichte zahlreiche Lyrikbände. Ihre Texte kreisen um die Auseinandersetzung mit dem eigenen Schreiben sowie die Themen Heimat, Schoa, Exil, Liebe, Altern und Tod.

Sie erhielt mehrere Preise, u.a. 1984 den Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
Beim 1. Schamrock-Filmfestival 2014 lief der biografische Film zu ihrem Leben Der Traum lebt mein Leben zu Ende. Das Leben der Dichterin Rose Ausländer von Katharina Schubert (2010).

www.basisfilm.de/basis_neu/pdf/DerTraum-PM.pdf

Rose Ausländer

BUKOWINA I

Grüne Mutter
Bukowina
Schmetterlinge im Haar

Trink
sagt die Sonne
rote Melonenmilch
weiße Kukuruzmilch
ich machte sie süß

Violette Föhrenzapfen
Luftflügel Vögel und Laub

Der Karpatenrücken
väterlich
lädt dich ein
dich zu tragen

Vier Sprachen
Viersprachenlieder

Menschen
die sich verstehn

 

VERWUNDERT

Wenn der Tisch nach Brot duftet
Erdbeeren der Wein Kristall

denkt an den Raum aus Rauch
Rauch ohne Gestalt

Noch nicht abgestreift
das Ghettokleid

sitzen wir um den duftenden Tisch
verwundert
daß wir hier sitzen