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Schamrock-Salon 28 - Juni 2023


Gerlinde Hacker – Doris Mühringer

©Kalle Aldis Laar/schamrock

©ÖNB

Gerlinde Hacker
Lebt, arbeitet und performed in Wien als Schriftstellerin und Literaturaktivistin.
Schreibt vorwiegend Lyrik und Kurzprosa, sowie lyrische Prosa und politische Literatur. Arbeitet in und mit unterschiedlichen Medien/Kontexten: Fotografie, Performance, Multimedia, Installation, Malerei. Zuletzt publiziert: blind spot - Text & Skizze; meine wahrheit kennt deine wirklichkeit nicht - ein Dialog zwischen Text & Photographie. Organisiert AutorInnenprojekte und ist Mitbegründerin und Präsidentin der Interessensgemeinschaft feministische Autorinnen

www.igfem.at
https://gerlindehacker.com

Doris Mühringer

*1920 in Graz. 1927 Schwere Erkrankung - Entdeckt in dieser Zeit die Welt der Bücher und beginnt selbst zu schreiben.
1950er Arbeit als Übersetzerin und Lektorin in Salzburg. Sie lernt Hans Weigel kennen, der eine Lesung junger Autor_innen (mit Mühringer, Ingeborg Bachmann, Gerhard Fritsch und Christine Busta) organisiert, er überredet sie nach Wien zu ziehen und wird ihr Mentor.
Mühringer wird Teil des Künstlerkreises um Weigel im Café Raimund
Universitätsstudien Germanistik und Kunstgeschichte
1954 Erste Gedichtveröffentlichung in Weigels Stimmen der Gegenwart, Verleihung des Trakl-Preises, 1956 Preis der "Neuen Deutschen Hefte"
1969 Lese- und Vortragsreise durch die USA; sie stirbt am 26. Mai 2009 in Wien

Werke
Lyrik, Kurzprosa, Kinderbücher, u.a. 1957 Gedichte; 1960 Das Märchen von den Sandmännlein;, 1984 Vögel die ohne Schlaf sind; 2000 Angesiedelt im Zwischenreich. Achtzig für achtzig; 2005 Es verirrt sich die Zeit. Gesammelte Werke


Interessante Fakten
Einer der „bekannten unbekannten“ Namen der österreichischen Literatur – sollte im selben Atemzug genannt werden wie jene von Ingeborg Bachmann, Christine Lavant, Ilse Aichinger und Christine Busta: „Es gilt, das beeindruckende Werk einer großen Lyrikerin neu zu entdecken“ (Ö1)

„Den Entstehungsprozess eines Gedichts betrachtet sie als Folge einer Überwältigung, die den Schreibenden in eine Art Halbtrance versetzt. Die korrekte sprachliche Manifestation dieser momenthaften Eingebung ist dann Produkt eines in Ausnahmefällen sofort abgeschlossenen oder auch jahrelangen andauernden Sedimentierungsprozesses, der erst zu einem Abschluss kommt, wenn die Homöostase zwischen Anforderung und Ausführung erreicht ist, wenn also die sprachliche Fixierung in Lexik, Rhythmus und Bildgebung eine genaue Entsprechung des Vorstellungsinhalts gewährleistet.“ (Literaturhaus Graz)

www.wienerzeitung.at/... zum-100.-Geburtstag-der-Lyrikerin-Doris-Muehringer.html

Doris Mühringer

HABE EIN HAUS

Habe ein Haus
Habe ein Dach auf dem Haus
Habe ein Fenster im Dach auf dem Haus
Habe Schnee auf dem Haus
Habe Schnee auf dem Dach auf dem Haus
Habe Schnee auf dem Fenster im Dach auf dem Haus
Habe es licht unterm Schnee auf dem Fenster im Dach auf dem Haus
Habe es warm unterm Schnee auf dem Dach auf dem Haus
Habe es still unterm Schnee auf dem Haus
Habe es still unterm Schnee

 

MIT BLOSSEN FÜSSEN

Auf die Suche nach meinen Schuhen
bin ich gegangen
über Schatten und Licht
über Jahr und Tag
über Land und Meer
über mich und dich
Hängen
sah ich sie heut
über dir und mir
über Milch und Blut
Viel zu weiß
Viel zu rot

 

REISEN WIR

Reisen wir
Aber wohin
frage ich
Heimwärts
Aber wo ist das
frage ich
Innen
sagte die Stimme