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Schamrock-Salon 28 - Juni 2023

Alexandra Bernhardt - Gabriele von Baumberg


Alexandra Bernhardt
geboren 1974 in Bayern, lebt seit 2002 in Wien. Studium der Philosophie, Komparatistik, Gräzistik und Orientalistik in München und Wien. Zahlreiche Veröfentlichungen von Lyrik und Kurzprosa in Zeitschriften und Anthologien sowie mehrere selbständige Publikationen, zuletzt die Gedichtbände WeißeSalamander (2020) und Europaia (2021).

Verschiedene Auszeichnungen, zuletzt unter anderen das Wiener Literatur Stipendium 2021 sowie der Medienpreis der RAI Südtirol beim Lyrikpreis Meran 2022.

www.literaturport.de/lexikon/alexandra-bernhardt/

Gabriele von Baumberg (1766‒1839)

Gabriele (oder Gabriella) von Baumberg (oder Bamberg), Ehefrau von János Batsányi (auch Bacsányi), war eine österreichische Schriftstellerin und Dichterin. Sie wurde 1766 in Wien als Tochter eines österreichischen Staatsbeamten geboren, erhielt eine klassische humanistische Bildung und interessierte sich von früh an insbesondere für Literatur. In späteren Jahren war sie ein häufiger Gast in den Wiener Salons und verkehrte in den dortigen literarischen Kreisen.

1805 heiratete sie den ungarischen Dichter János Batsányi. Mit diesem hielt sie sich ab 1809 in Paris und zuletzt in Linz im Exil auf, nachdem Batsányi die Proklamation Napoleons ins Ungarische übersetzt hatte und deswegen als Verräter galt.

Gabriele von Baumberg schrieb Lyrik und Kurzprosa und galt als eine der hervorragendsten Dichterinnen ihrer Zeit, was ihr die bewundernden Beinamen "Sappho Wiens" und "Deutsche Sappho" einbrachte. Ihre Gedichte veröffentlichte sie zeitlebens im Wiener Musen-Almanach und behandelte klassische Themen wie Liebe und Freundschaft, Natur und historische Ereignisse, aber auch Dinge des Alltags. Zahlreiche ihrer Gedichte wurden von Franz Schubert vertont und sind so bis heute in Erinnerung geblieben.

(Die hier angegebenen Lebensdaten folgen dem biographischen Eintrag zu von Baumberg des Austria Forums der TU Graz)

Gabriele von Baumberg

AN EINEN UNBEKANNTEN
Bei einer Serenade in meiner Gasse

Wer du auch seist, der itzt durch Schmeicheltöne
In stiller Nacht sein schlummernd’ Mädchen grüßt:
Du siehst sie nicht, die heiß geweinte Träne,
Die, ungesehen, mir vom Auge fließt.

Wer weiß, ob dir von deines Mädchens Wangen
Ein gleicher Beifall strömt? – O glücklich, fühlt
Die Arme nicht ihr redlich Herz von bangen
Empfindungen verkannter Treu’ durchwühlt!

Denn jedes deiner Instrumente schallet
Nur Liebe zu des Mädchens Ohren hin,
Und von der Lippe des Geliebten hallet
Ihr nie der schnöde Name – Heuchlerin!

Mir tönt er nur – so laut! – daß er das Schöne
Von deinen Symphonien übertäubt;
Und mir vielleicht, auch wenn ich mich versöhne,
Auch dann noch ewig unvergeßlich bleibt.

Doch dank’ ich dir und deinen Saitenspielen,
Dass nun besänftigter das Herz mir schlägt,
Und, wenn auch rasch, mit zärtlichen Gefühlen,
Gleich deinen Harmonien, sich verträgt.

Denn käm’ er itzt, - er, der mich heut beleidigt,
Mit halber Reue nur, von ungefähr:
Ich glaub’, ich küßt’ ihn, eh’ er sich verteidigt,
Und eh’ ihm noch von mir vergeben wär’.


 

FRAGEN AN MEIN SCHICKSAL

O Schicksal! mußtest du mein Herz mit Lieb’ erfüllen,
Mit Liebe für den Mann, der nie die Seufzer stillen,
Nie Tränen trocknen wird, die er mir ausgepreßt?
Und bin ich nie ein Gast bei Amors Wonnefest?
Lernt’ ich den edelsten der Männer darum kennen,
Um stets von ihm verkannt, im Stillen nur zu brennen?
Soll dieses arme Herz der Jugend beste Kraft
Verschwenden in dem Streit mit Pflicht und Leidenschaft?
Und soll ein Mann, wie er, versehn mit tausend Gaben,
Von tausend Fehlern frei, den einen Fehler haben:
Daß er mich Liebe lehrt, die Schülerin nicht liebt
Und durch Entfernung nur die Ruh’ ihr wieder gibt?