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Schamrock-Salon der Dichterinnen____Seidlvilla | München 19. März 2022
Münchner Dichterinnen lesen Münchner Dichterinnen
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Kalle Adlis Laar - Marietta di Monaco

Foto Jens Mauritz

Klangkünstler, Komponist, Hörspielautor, Dj. Gründer des Temporären Klangmuseums, ein umfassendes Archiv an Vinyl-Dokumenten zur Zeitgeschichte. Ausstellungen, Performances, u.a. Kunst-Biennalen von Venedig und Havanna, Transmediale Berlin, Ars Electronica Linz. Interdisziplinäre Projekte mit artcircolo.de (z.B. in Eritrea, der Tschechischen Republik und Marokko), Radio-Essays und -Features (Zuletzt: "Eritreas einzigartige Musik – Wie Songs die Geschichte des Landes erzählen", BR2 2020, OE1, SRF 2021.)

Vorträge und Lectures u.a. zu Klang, Macht und Politik, Geräusch und Kunst, und zur Medien- und Vinylgeschichte. Lehraufträge Architektur und Klang (FH München), Wahrnehmung und Klang (sound & digital interface, Nanjang University Singapur), Klang und Macht (UdK Berlin). Workshops zu Klang und Wahrnehmung (Jeunesse Wien, Goethe Institute Mexico City, Tokyo, Taschkent, São Paulo, Salvador de Bahia, Cordoba, Argentinien).

Musikproduzent (u.a. Ernst Molden, Coco Schumann, La Paloma). Organisatorische Leitung der Internationalen Lyrik Biennale - Schamrock-Festival der Dichterinnen

www.soundmuseum.com

Eigentlich hatte München mit Dada ja nicht allzu viel zu tun, wenn auch Hugo Ball und Emmy Hennings sich hier im Simpl und den Kammerspielen kennen gelernt hatten, bevor sie in Zürich das legendäre "Cabaret Voltaire" gründeten, zusammen mit anderen späteren Ikonen unangepasster Kulturgeschichte.

Meist unerwähnt bei diesem Gründungsmythos bleibt allerdings die "Muse Schwabylons" Marietta di Monaco (eigentlich Maria Kirndörfer, 1893-1981), auch sie gehörte 1916 zu den Mitgründern und damit automatisch zum posthumen Dada-Hochadel. Klabund widmete ihr eigens den Liebesroman Marietta, in den 20er Jahren war die Diseuse die "Königin der Schwabinger Bohème", ein Münchner Star.

Aber wie die Volkssänger auch geriet sie in Vergessenheit. Bezeichnend für die Unart des heimatpflegerischen Umgangs ist eine Szene aus dem Fernsehprogramm "Schwabinger Vorstattbrettl" aus den 1960ern: in mitten eines harmlosen Programms fragt die (schwer zu ertragende) Moderatorin süßlich: "Marietta sag‘ amal, wie find’s jetzt des heutige Schwabing, find’s Dich da noch zurecht …?" und bekommt trocken-hochdeutsch zurück: "Man hat früh genug gelernt, sich zu distanzieren".

1962 veröffentlicht Marietta di Monaco, die zuvor bereits als Lyrikerin und für das Kabarett schriftstellerisch tätig war, Reisebilder, Erinnerungen und Porträts. Erst 1964 – 51 Jahre nach ihrem Debüt – wird ihre einmalige Vortragskunst in der privaten (und inzwischen raren) Reihe der Schwabinger Kleinkunst-Kostbarkeiten aufgezeichnet. Am 19. Januar 1981 stirbt Marietta di Monaco in einem Altenheim in München.

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