Internationale Poetry-Biennale  -  Filmfestival  -  Salon  -  Netzwerk



10 Jahre Schamrock-Salon der Dichterinnen____Monacensia | München 19. September 2019
Münchner Dichterinnen lesen Münchner Dichterinnen
Alma Larsen - Regina Ullmann

Foto Martin Richartz

In Berlin aufgewachsen, lebt in München. Studium der Politikwissenschaften. Veröffentlichungen von Lyrik, Kurzprosa, Essays; Foto- und Katalogarbeiten. Leitung literarischer Reihen; Mitarbeit beim Schamrock-Festival 2012. Stipendium Münchner Literaturjahr. HohenzollernPoesiePreis des Lyrik Kabinetts München.

Sieben Gedichtbände, zuletzt Im Nacken ein Luftzug und Nase Stimme Haut, Spielberg Verlag, Regensburg 2012 und 2016.

www.alma-larsen.de

www.poeticarts.de Alma Larsen beim Schamrock-Festival der Dichterinnen 2016

Regina Ullmann wurde am 14. Dezember 1884 in St. Gallen geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters siedelte die Familie 1902 nach München über, wo sie in der Bayrischen Staatsbibliothek arbeitete und Kurse für Literatur und Kunstgeschichte besuchte. Ungeachtet einer seit ihrer frühen Kindheit bestehenden motorischen und sprachlichen Hemmnis wollte Regina Ullmann Schriftstellerin werden und suchte Zugang zur Boheme-Szene. Nach der ersten Buchveröffentlichung 1908 Beginn eines Briefwechsels mit Rainer Maria Rilke, der sie fortan förderte. 1906 und 1908 brachte sie zwei uneheliche Kinder aus zwei Beziehungen zur Welt, die sie bei Pflegeeltern in Obhut gab. Ihre persönliche Lebenskrise führte 1911 zur Konversion zum katholischen Glauben, der auch ihr Schreiben stark beeinflusste. Besonders ihre Erzählungen fanden Aufmerksamkeit und Anerkennung. Als sie 1936 aus dem Schutzverband Deutscher Schriftsteller ausgeschlossen wurde, kehrte  Ullmann über mehrere Station nach St. Gallen zurück, wo sie bis 1959 zurückgezogen lebte. Regina Ullmann starb am 6. Januar 1961 in Ebersberg/Obb in der Obhut ihrer Tochter.
Ausführliches Autorenporträt im Literaturportal Bayern.

⇒ Regina Ullmann Nachlass in der Monacensia

MASKE  IN  GRÜN

so saftig grün: dieses blatt
Basilikum will ich grade
vertilgen als ich die raupe
ebenso grün, entdecke
sie frisst es vor meinen augen

und wächst und wächst und

bleibt mir zu wünschen übrig
dass die entwicklung der puppe
den buntesten schmetterling
befreit den ich je flattern sah
mir hätte es nur geschmeckt

IM  MOHNFELD  ZUR  GEWITTERSZEIT

Ich ging im Mohnfeld zur Gewitterszeit
vor vielen Jahren­ –
und es war mein Kleid
von rotem Seidenstoff und mächtig weit . . .
wie umgestülpter Mohn aus Seidenhaaren

Und schlug ein Rad aus mir und deckt‘ das Feld
vor den Gefahren –
und rief als Zeugen mich der höhern Welt,
die mich auf dieses rote Feld gestellt
für diesen Tag vor ungezählten Jahren!

WASSER  DICHT

diesmal hat sich der engel verspätet:
ein junge aus Eritrea hat keinen gültigen
antrag und handschellen klappern
um seine gelenke gebunden an zwei
polizisten nun sitzen sie alle im flieger
zurück nach Italien
an dessen küste
er beinah ertrunken wäre vielleicht
hat sein engel gedacht: einmal retten
reicht aus für ein neues zuhause

EINSIEDLERIN

Du fremder Geselle,
du bist vorbei,
und fern da draußen
seh ich dich stehn.
Ich geh hinein.
Ich hab es gut,
ich weiß es wohl.
Mir ist das Öl
in meinem Kruge
nicht versiegt.
Und wenn mich hungert,
nehm ich mich zur Hand.
Und Mitleid hilft mir nicht
mit dir.
Wohl, freilich ist es schwer.
Dich frör in meinem Kleid,
dich dürstete.
Ich aber bin die Einsamkeit
und lieb mich selber
wie die Allnatur.