• Schamrock Dichterinnen

Brigitte Fuchs

1951 in Widnau geboren, wohnt seit 1979 in Teufenthal/Schweiz.

Die frühere Grundschullehrerin verfasst Lyrik, Kurzprosa sowie sprachspielerische Texte und ist auch gestalterisch tätig.

Für ihre Lyrik wurde sie vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Förderpreis beim Lyrikpreis Meran 2000 und beim Rilke-Festival in Sierre 2003.

Seit 1986 veröffentlichte sie sechs Lyrikbände, zuletzt "Handbuch des Fliegens", edition 8, Zürich 2008, und beim selben Verlag 2011 den Sprachspielband "Salto wortale" in erweiterter Neuauflage. "Himmel. Nochmal." (Sätze zur Welt und darüber hinaus) versammelt Aphorismen und Fotos der Autorin, erschien 2011 bei epubli, Berlin.

www.brigittefuchs.ch

Gastspiel

 

Dieses ungenannte Land ist beschaffen
wie jedes andere. Beschriftet mit dem

Abstand zur Sonne. Die Parkwächterinnen
bewachen die Parks oder üben Verliebtsein.

Im Freilicht der Tage sind Hitze und Kälte
abwechselnd zu Gast mit ihrem Ensemble.

Nach der Arbeit feiern die Parkwächterinnen
Geburtstag. Die Kerzen flackern. Von Zeit

zu Zeit fallen Insekten, die frei sind in der
Wahl der Ziele, auf den Glanz ihrer Rücken.

Lockruf zwischen grünen Blättern

 

Eben noch zog sie die Gummistiefel aus
um sie zornig gegeneinander zu schlagen

Jetzt schaut sie zur Einfahrt Lavendel Kraut
und Katzenminze wirr ein ungefährer Garten
Der Flieder stützt sich auf der nassen
Holzbank ab

Er geht dem Leben nach mein Liebster...

Sie lacht ein neues Lachen:
Mein lieber Schwan! –
Schon fast vergnügt zieht sie die Nadeln
aus dem hochgesteckten Haar  

Durchs Spalier von Farn und rotem Fingerhut
schreitet ein Entenpaar (sie ganz in Weiss)
den Weg entlang zum Teich

Leuchtturm

 

Wo sollte er denn stehen der Gigant
der Küstenrandkoloss der notfalls

keinen Finger für dich rührt nur rundum
blinkt sich ruhig dreht im Sturm als
 
Mond und letzter Stern im All

Man möchte diesen alten Blender
immer vor sich wissen rundum hell auf

hoher Warte Traum und Träumer für den
Rest der Zeit ein kühner Himmelslotse  

der das Nichts dir um und um verspricht

Hochsitz

 

Die Sonne mir ins Gesicht

Blendet für eine Weile
die Welt aus

Ein Wunder
dass ich – ausgerüstet
mit tragfähigem Ermessen –
nicht fliege
zum Ende des Tages