• Schamrock Dichterinnen

Karin Fellner (D)


*1970 in München, studierte Literaturwissenschaften, arbeitet heute als Autorin, Schreibcoach und Übersetzerin.

Mehrere Auszeichnungen für ihre Lyrik, u.a. 2012 den Medienpreis beim Lyrikpreis Meran.

Bislang erschienen drei Einzelbände mit Gedichten, zuletzt "hangab zur kehle", yedermann Verlag, München 2010.

Im Januar 2015 erscheint der 4. Einzelband "Ohne Kosmonautenanzug" (parasitenpresse, Köln).

 

 

 

*1970 in Munich, studied literature, works as an author, writing coach and translator. Several awards for her poetry, among others 2012 media award in the Poetry Prize Meran.

She published three volumes of poetry, most recently "hangab zur kehle”, yedermann Verlag, Munich 2010. In January 2015 the fourth volume "Ohne Kosmonautenanzug" (parasite-press, Cologne) will follow.

hexen wölfe wuwus

 

– der ganze albtraumspuk in fluren dielen treppen
in transitorischen räumen, wo personen passieren
wo sicherheiten der stube ins fließen fliehen gehn.
auch hier steigen sie in die nächte: transitgeister medusen.
sie kennen die kunst des wechselns, den letzten schwellenschritt.
sie zeigen auf dein geleise, eng, doch rings doch rings:
illuminationen und formwandlungen en masse.
ihre nichtgesichter, zitternd und durchdrungen.
haken, die du schlagen wolltest, in welche felsen?
hier gilt die alte verwandtschaft von wasser und mond und die
bestürzende klarheit, wenn
eins durchs andere geht –

songe / song
Sonne und Mond sind auch nur Laufgäste (Li Po)

 

entronnen dem mittag dem teer
den bloggern und suchmaschinen
denkst du: dass es schon reicht
beim falten der unterhosen
ans falten der unterhosen
zu denken und nicht mehr

als hinge ein leben daran
nicht smart
nicht viral
bloß bar

geh einfacher ja
sagt die zunge
wie schon die alten sungen:
durch netze durch
den traum

die menschenzeit geht vorbei

 

morst der tauber so weiß
so wissend mit seinem linken
auge die dunklen motoren-
wälder werden bald fallen
und nur mehr phantomschmerz sein

lässt der asphalt sich denken
als vergangenheit als
hartriegel? hörst du es knacken?

die lautheit der zweibeiner
umgekehrt proportional
zur lauterkeit des wassers
wird gewesen sein ein
fernes getrommel [*draum-a]

kleinöd

 

asymmetrisch vom morgen
stakst die poetin durch
die von pflichttätern
sporadisch durchzuckten gassen

liest tragische küche und wittert
nach der geeigneten lücke
zum parken des to-go-brötchens
im mund von gebläsehotels

stocken blechherden sausen
wohin wohin, fragt sie, wenn
der hunger auf wiesen verpackt ist
in fliesen und dekorläden

sie imitiert den schritt
der zielhaber, memoriert:
christos ist fotomodell
und kleinöd nennt sich city

the cloudspeaker whispers hier
geht’s zur leistungspizza!
und nur ein vorbeigejoggtes
junges sieht durch ihr lächeln

das törichte lechzen nach