lyrik
Ruth Wiebusch __ Gläsern // Hochzeitskompott // Rom


Gläsern  


die landebahn weißpoliert
aus der empfangshalle
blick in ein aquarium: 

winzige vögel schwimmen
wie mücken an der oberfläche
der unterseite des himmels 

___________________________________________________________ruth wiebusch


Hochzeitskompott  


der raum, dachte ich, ist nur die schleppe des körpers.
entbunden am ende wird der schleier gelöst:
braut, der das haar entfliegt,
welle, teilchen, licht. 

wie er sie über die schwelle trägt,
sieht man nicht.  

___________________________________________________________ruth wiebusch


Rom  


zu viel, um alles anzuschaun, zu viele wege.
mein nymphchen folgt mir, hüpft voraus, bricht den wirrwarr der straßen.
als die sonne verwolkt, entkommt sie im wildwuchs.
im brunnen rauscht was vergessenes: 

spiegelbild, spiegel, geliebter.
erst mittags finde ich sie, schlafend am ölbaum, auf ihren lippen glück.
die stadt sieht alt aus und wirft ihr echo zurück.