Internationale Poetry-Biennale  -  Filmfestival  -  Salon  -  Netzwerk



___Festival 2018________Europe_Inside_/_Outside________Wien 24_10 | München 26-28_10

Heike Fröhlich
(München)
Freitag, 26. Oktober, 15 Uhr
whiteBOX München

Foto Sabine Münch

Heike Fröhlich schreibt Lyrik und, weit seltener, Prosa. *1982 in Ludwigshafen am Rhein, sie zog 2002 für ihr Studium nach Jena, dann mit kurzen Aufenthalten in Reykjavík, Frankfurt am Main und Leipzig, nach München, wo sie jetzt lebt und arbeitet.
Als Sprechwissenschaftlerin liebt sie insbesondere die mündlichen Aspekte an Literatur; sie wirkte an einigen Hörspielen als Sprecherin mit.

Letzte Veröffentlichungen: zweikommasieben #15, (kon) paper #3

heikefroehlich.de

Wortform: eigene Texte wirkungsvoll sprechen. Workshop mit Heike Fröhlich in München

Heike Fröhlich writes poetry and, to a lesser extent, prose. *1982 in Ludwigshafen am Rhein, moved in 2002 to Jena for studies, on to short stints in Reykjavík, Frankfurt am Main and Leipzig, settling in Munich, where she lives and works.
As a trained speech-scientist she is especially interested in the oral aspects of literature.

Latest publications: zweikommasieben #15, (kon) paper #3

heikefroehlich.de

Workshop with Heike Fröhlich in Munich

Kavität
Arsenfüchslein, Gottfried im Comic
l’amour fox, sie hat sie alle gekillt
Killekille, so spürt man Mäusebutter
der Mix von der Gesche, das ist doch
ein wirklich hässliches Gesicht, doch
Füchslein der Backe, die Kapselerzählung
Zyankali in einer Zahnlücke 2. Klasse
Suizid ist, was Nazis dann machen
und später im Deutschbuch
das Asternflüchlein, dieser Text über Ratten
sie wohnen in Höhlen, sie wärmen
sie wärmen in Höhlen gewöhnlich
Geschwistern die Seiten (zum Wohlsein)
und wir rattern durch Seiten
Austernflüchtling, eine Perle mit Kriechspur
portalblau der Einband, am Wegende Zeichen
nichts als Zeichen und der Leerraum
Zyanid, Magenta, Gelb und ein Schlüssel

Mein Outfit für den Transfer
ein Baumwollrock, der nicht so weit fällt, nicht so weit
dass die Beine den Kunststoff der Sitze berühren
Fleisch soll nicht fließen, über die Sitze
wo es klebt im Sommer, von Menschenkleben
da klebe ich nicht mit einem Slip aus Kunstfaser
da klebt ein Textil an der Rückseite des Leibs
ein Top ohne Print, ohne Schrift, ohne Farbe
sich erweiternde Schweißherde
in der hinteren Mitte, am unteren Rücken
Textilmarmor, sich lautlos entzündender Film
über den Beinen, die stillstehen und summen
den Rock zu falten, sodass er ganz aussieht
als hätte ein Salaryman seinen Trench liegenlassen
als reiste das Teil alleine weiter
Buttermilch- und Kalkgeruch des Bargelds
ein kühler Kunstatem auf den Atemröhren der Waggons
ein tiefer Haaransatz, mein wehendes Nackenfell
Babyhaare, Denkfalten aus Einzelhaaren
wie das Backcover der Rid of me und die Stille
über dem Scheitel, aus Düsen ein Vaporisateur, Spray
über dem Top der Blouson, seidiger Glänzstoff
der Blouson im Muster der Sitze
das Dessin ist mutig, mutig muss sein, wer es trägt
aber im Sitz, bezogen mit dem gleichen Dessin
Muster, das in Waggons durch Tunnels rast
hell, dunkel, hell, Reflex, hell, dunkel, hell
ich bin überzogen mit einer Camouflage der Städte
und fast nicht mehr sichtbar, in die Sitzschale geschmiegt