Das Schamrock-Festival der Dichterinnen - Editorial

Nie zuvor gab es so viele junge Dichterinnen – und so viele Möglichkeiten, die eigenen Texte zu veröffentlichen, sei es in Internet-Foren, auf eigenen websites oder wie bisher in Literaturzeitschriften und Anthologien. Auch bei den Kleinverlagen gibt es keine Abwanderung in die neuen Medien, sie legen sogar zu – braucht es da noch die Schubkraft eines besonderen Festivals, um alle lyrischen Stimmen hörbar werden zu lassen?

Seit der Schamrock-Salon der Dichterinnen in München existiert, wird dort nicht nur gelesen, sondern auch über die Bedingungen des lyrischen Schreibens für Frauen diskutiert. Dabei kommt zur Sprache, was schon ein Blick auf Inhaltsverzeichnisse neuer Anthologien offenbart: es kann nicht genug zur Förderung und Verbreitung der Texte von Lyrikerinnen getan werden.

Gegründet wurde der Schamrock-Salon 2008 von mir zusammen mit der Autorin Gabriele Trinckler. Daraus entstand ein grenz- und generationsübergreifendes Netzwerk für Lyrikerinnen. Mit mehreren Veranstaltungen im Jahr wurde ein Forum für Präsentation, Austausch und Lesungen geschaffen, begleitet von einer ständig wachsenden Webanthologie. Inzwischen leite ich den Salon alleine und sehe es als meine Aufgabe, ihn als internationale wie lokale Kommunikationsplattform für Dichterinnen zu etablieren.

München war in den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ein Zentrum des kulturrevolutionären Aufbegehrens junger Literatinnen. In dieser Tradition sieht sich der Salon beheimatet.

Feiern und fördern, das hatte uns motiviert, 2012 ein eigenes Festival für Dichterinnen – vermutlich das erste überhaupt – ins Leben zu rufen.

Über 45 Lyrikerinnen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Südtirol, Finnland und den USA trafen sich zu einem großen generationen- und grenzübergreifenden Lesefest.

Ein literarisch und kulturpolitisch interessiertes Publikum war eingeladen, neben bekannteren Autorinnen – wie Marlene Streeruwitz, Ilma Rakusa, Ruth Klüger, Swantje Lichtenstein, Dorothea Grünzweig, Martina Hefter, Lydia Daher und Tanja Dückers – auch Neuentdeckungen kennenzulernen. Drei Tage lang standen Dichterinnen und ihre Texte im Mittelpunkt.

Dabei gaben sie Einblick in das ganze Spektrum klassischer und experimenteller Formen von Lyrik als literarischer Königsgattung.

"Das Festival war ein voller Erfolg" (Süddeutsche Zeitung), das hat uns bestärkt, das Festival als Biennale weiter zu führen und die Vielfalt der poetischen, künstlerischen und musikalischen Ausrucksformen mit zahlreichen internationalen Künsterinnen vor zu stellen und zu feiern.

Genießen Sie die Fülle, die Fantasie und die Begegnung mit über 40 Dichterinnen an den drei Tagen des 2. Schamrock-Festivals!

Augusta Laar, Festivalleitung